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Ausstellungstück des Monats März 2022: Pulverfass

Aus Anlass des 400. Jahrestages der Belagerung Gesekes durch "den tollen Christian" soll monatlich ein Exponat aus dem Städtischen Hellweg-Museum vorgestellt werden, das zu den Ereignissen im Dreißigjährigen Krieg in Bezug steht. Als zweites Objekt in der Reihe von Exponaten als Ausstellungsstück des Monats folgt im März ein Pulverfass.

Dieses Pulverfass (Inv.-Nr. 0000.231) besteht aus Eichenholzdauben, die von Eisenreifen zusammengehalten werden. Ursprünglich waren es vier Reifen, einer davon fehlt heute. Es weist Gebrauchsspuren auf und auch ein Fassboden fehlt. Das Pulverfass hat ein seitliches Spundloch und am Boden wurde die Zahl 35 eingeschnitzt. Im Innern befinden sich Rückstände. Diese könnten auf ein Befüllung mit Schwarzpulver hindeuten.

Laut Überlieferung handelt es sich um ein Pulverfass aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Demnach ist es ein Relikt der Belagerung Gesekes durch die Truppen Christians von Braunschweig 1622, das ebenso wie der Torheber im Turm der Stadtkirche als Erinnerungsstück aufbewahrt wurde.

Bereits im 14. Jahrhundert hatte das Schwarzpulver als Sprengstoff und Treibmittel für Schusswaffen Einzug in die Waffenarsenale gehalten. Hergestellt wurde Schießpulver auch in Geseke. Dafür war eigens eine Pulvermühle weit außerhalb der Stadt errichtet worden. Gelagert wurde es im Pulverturm, dessen Reste heute als Hexenturm bekannt sind. 

Während der Belagerung Gesekes im Jahre 1622 wurde Schwarzpulver vielfach verwendet. Auf beiden Seiten wurden Handfeuerwaffen, wie Hakenbüchsen und Musketen eingesetzt. Ob Geseke zu dieser Zeit bereits über Geschütze verfügte, ist strittig. Die mittelalterliche Stadtmauer soll aber um ein Rondell, eine befestigte Plattform für Geschütze ergänzt worden sein, was deren begrenzten Einsatz durch die Verteidiger nahelegt.

Christian von Braunschweig lag wohl mit drei bis vier schwereren Kanonen und etlichen kleineren Geschützen vor den Geseker Mauern.

Auch das „Torausheben“, das die braunschweigischen Truppen am Viehtor vergebens probierten, wird wohl nicht mit Muskel- sondern mit Sprengkraft erfolgt sein. Überliefert ist jedenfalls, dass am Viehtor Petarden eingesetzt wurden, um das Tor aufzusprengen.

War es gelungen, mittels der Kanonen eine Bresche in die Mauer zu schlagen, versuchten die Angreifer, gegen das Feuer von Handfeuerwaffen in die Stadt vorzudringen. Solche einschüssigen Vorderladerwaffen, wie Musketen und Arkebusen, üblicherweise mit einer Luntenzündung, waren natürlich auch auf der anderen Seite vorhanden.

Auch ein Fass als solches konnte zu der Zeit als sogenannte Sturmtonne dienen und direkt als Sprengsatz eingesetzt werden. Dazu wurde beispielsweise, es gab verschiedene Bauarten, ein kleines Pulverfass in ein großes Fass mit Steinen montiert, die bei der Detonation sicher eine verheerende Wirkung entfalteten.

Schwarzpulver spielte also schon eine bedeutende, zunehmend wichtige Rolle in der Kriegsführung des Dreißigjährigen Krieges, wegen der schwierigen Handhabung hatte es aber Hieb- und Stichwaffen längst noch nicht überall verdrängt.

Wirken viele dieser Waffen aus heutiger Sicht eher pittoresk, darf man darüber nicht vergessen, dass es sich um tödliche Waffen handelte und dass die Belagerung Gesekes 1622 etliche hundert Menschen das Leben kostete.