Meldungen aus dem Bereich "Zuwanderung & Integration" (Archiv)
Städtisches Hellweg-Museum - Ausstellungsstück des Monats Februar

Sicher sind in den vergangenen Karnevalstagen viele Flüssigkeiten mehr oder minder genau abgefüllt und ausgeschenkt worden. Der gezeigte Messbecher soll denn auch aus einer Gaststätte stammen.
Für Händler und Kunden war es auch in früheren Zeiten wichtig, über genau definierte Maße zu verfügen. Herders Konversationslexikon von 1905 weiß dazu unter "Mass und Gewichte": "In Deutschland lag das Maß- und Gewichtswesen sehr im argen....hatte fast jede Stadt und jedes Ländchen eigenes Maß und Gewicht übernommen...So besaß z.B....Pommern allein 65 verschiedene Getreidescheffel...Handel und Verkehr wurden durch diese bunte Mannigfaltigkeit erklärlicherweise sehr erschwert."
Aus dieser Zeit stammt ein 1/8 Quart-Messbecher aus Zinn, der kürzlich dem Geseker Hellweg-Museum geschenkt wurde. Der Inhalt errechnet sich folgendermaßen: 1 preuß. Quart (Stof) = 64 Kubikzoll = 1/27 Kubikfuß = 1,1450313 Liter, 1/8 = 0,143129 Liter. Die Maßangabe "1/8 Quart" findet sich auf dem Henkel und am Rand ist eine preußische Eichmarke angebracht mit der Ortsbezeichnung Lippstadt.
Dazu wieder der Brockhaus von 1905: "Gewerbetreibenden ist der Besitz und die Benützung ungestempelter und unrichtiger Maße untersagt...". 1905 hatte sich allerdings schon einiges getan, was die Vereinheitlichung angeht. Begonnen hatte es in der französischen Revolution, als das metrische System eingeführt wurde. Damit war auch der Liter als Raummaß von 10 x 10 x 10 cm festgelegt. Vielleicht wegen der revolutionären Herkunft, vielleicht aus Gewohnheit, dauerte es jedoch noch eine Weile, bis sich dieses dezimale System allgemein durchgesetzt hatte.
1868 führte der Norddeutsche Bund, in dem Preußen die Führungsposition innehatte, das metrische System ein, am 1. Januar 1872 wurde es für das ganze Deutsche Reich gültig. Damit wurde auch dieses alte Quartmaß ungültig und es wurden Litermaße angeschafft, von denen das Museum bereits einige besitzt. Teilweise waren sie noch in der Nachkriegszeit, wohl bis in die 60er Jahre in Gebrauch.