Rathaus TV Sonderfolge: Plattdeutsch bewahren - 26 Geschichten aus Geseke als Hördateien und Text (01.08.2025)
Plattdeutsch bewahren: 26 Geschichten aus Geseke als Hördateien und Text
Geseke. Ein Stück Geseker Sprachkultur wurde in den vergangenen Monaten in liebevoller Detailarbeit bewahrt: Gerhard Schulte und Franz-Josef Koch haben gemeinsam 26 Geschichten und Anekdoten („Vertellekes“) aus Geseke und Umgebung in plattdeutscher Sprache aufgenommen und dokumentiert. Entstanden ist ein einzigartiges Audio- und Textarchiv, das Interessierte jetzt im Stadtarchiv Geseke finden.
Das Geseker Platt war bis zum Zweiten Weltkrieg die Sprache der sogenannten einfachen Leute, insbesondere der landwirtschaftlich geprägten Bevölkerung innerhalb der Stadt. Noch bis in die 1950er Jahre war es gängige Umgangssprache im Alltag. Erst in den 1960er Jahren wurde das Plattdeutsche bzw. das Niederdeutsche zunehmend vom Hochdeutschen verdrängt und verschwand nach und nach aus dem öffentlichen Sprachgebrauch. Zwar gab es Bemühungen, das Platt zu erhalten – etwa durch den „Plattdeutschen Krink“ oder Lesewettbewerbe an Schulen – doch der Sprachverlust ließ sich nicht dauerhaft aufhalten. Heute gibt es nur noch eine Handvoll Geseker, die man noch als echte Muttersprachler des Geseker Platts bezeichnen kann.
Einer von ihnen ist Franz-Josef Koch. Geboren in Geseke, aufgewachsen in einer plattdeutschsprachigen Familie, ist er tief verwurzelt in der lokalen Kultur und Sprache. Als Verfasser und Sprecher der 26 Texte bringt er mit seinem lebendigen Erzählstil das Geseker Platt authentisch und eindrucksvoll zu Gehör. Die Geschichten – humorvoll, nachdenklich oder einfach mitten aus dem Leben – stammen größtenteils aus seinem eigenen Erfahrungsschatz.
Die Idee zu diesem Projekt stammt von Gerhard Schulte, der sich für den Erhalt des Geseker Platts engagiert. Ihm war bewusst, dass es zwar zahlreiche schriftliche Überlieferungen in Plattdeutsch gibt – aber kaum Tonaufnahmen. Ein zufälliges Treffen mit Franz-Josef Koch Anfang 2025 in der Geseker Innenstadt führte schließlich zur Umsetzung des Vorhabens.
Über mehrere Monate trafen sich die beiden regelmäßig für ein bis zwei Stunden pro Woche, um die Texte zu verfassen und einzusprechen. In aufwendiger Nachbearbeitung entstanden daraus 26 plattdeutsche Vertellekes, die als Audio-Dateien sowie als Textfassungen in Plattdeutsch und Hochdeutsch vorliegen.
Die Hör- und Textdateien haben die Geseker jetzt an das Stadtarchiv Geseke übergeben. Gerhard Schulte: „Für ein besseres Verständnis empfiehlt sich das parallele Lesen der Texte beim Hören, zumal der authentische Charakter des Platts in der hochdeutschen Übersetzung nicht immer ganz abgebildet werden kann.“ Stadtarchivar Ralf Schumacher freut sich über das besondere Projekt. „Das eine Platt gibt es eigentlich gar nicht. Jeder Ort hatte früher seine eigene Mundart. Die Menschen konnten damals oft schon anhand feiner Lautunterschiede beim Sprechen erkennen, auch welcher umliegenden Stadt oder welchem Dorf man stammt. Ich freue mich daher sehr, dass Gerhard Schulte und Franz-Josef Koch ihre Audio- und Textdateien dem Stadtarchiv zur Verfügung gestellt haben und so dazu beitragen, das Geseker Platt für die Nachwelt zu erhalten.“
Die Audio- und Textdateien sind ab sofort für alle Interessierten im Stadtarchiv zugänglich. Das Stadtarchiv hat jeden Dienstag und Donnerstag von 08.30 Uhr bis 12.00 Uhr sowie von 14.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Bitte melden Sie sich vorher unter der Telefon-Nr. 02942/500 141 oder der E-Mail-Adresse (ralf.schumacher@geseke.de) an.