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Geseker Archivalien gehen erneut mit LISE auf Reisen

Akten und andere Archivunterlagen des 19. und 20. Jahrhunderts bestehen meist aus säurehaltigem Papier, das sich selbst bei optimalen Lagerbedingungen im Laufe der Zeit zersetzt. Bereits im März wurden 65 Archivkartons zur Bestandserhaltung des Archivgutes im Rahmen der Landesinitiative Substanzerhalt (LISE) nach Leipzig transportiert. Jetzt sind weitere 76 Archivkartons abgeholt worden.

Trockenreinigung von Archivalien - mehr als eine Schönheitskur für "altes Papier"

Wie schon vor einiger Zeit berichtet, nimmt das Stadtarchiv Geseke dieses Jahr erstmals an der Landesinitiative Substanzerhalt teil. Die Landesinitiative Substanzerhalt des Landes Nordrhein-Westfalen, kurz LISE genannt, fördert in Kooperation mit den beiden Landschaftsverbänden Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL) seit Oktober 2006 die Massenentsäuerung nicht-staatlichen, hauptsächlich kommunalen Archivguts mit einem Förderanteil von 60%.

Im März dieses Jahres waren bereits 65 Archivkartons nach Vorbereitung durch das Archivamt zur Entsäuerung in das ZFB (Zentrum für Bucherhaltung) in Leipzig transportiert worden.

Neuerdings umfasst das LISE-Programm neben der Papierentsäuerung auch andere Maßnahmen zur Bestandserhaltung von Archivgut wie Reinigung und Dekontamination, die sachgerechte (Neu-)Verpackung und die Behebung mechanischer Schäden.

Am Mittwoch wurden nun nach Vorbereitung der Archivalien durch Stadtarchivarin Evelyn Richter von einem Mitarbeiter des LWL-Archivamtes für Westfalen in Münster weitere 76 Archivkartons abgeholt, dieses Mal aber, um sie durch eine vom Archivamt beauftragte Fachfirma einer sogenannten Trockenreinigung unterziehen zu lassen. Beim Transport der Archivkartons über die drei Etagen im Treppenhaus halfen zwei Mitarbeiter des städtischen Bauhofs in Geseke tatkräftig mit.

Die Trockenreinigung von Archivalien dient dem Bestandsschutz des Archivguts, einer der Hauptaufgaben der Archive. Dabei zählt die mechanische Trockenreinigung zu den wichtigsten Arbeiten, um Archivgut dauerhaft erhalten zu können.

Staub und Schmutz bilden nämlich eine attraktive Nahrungsgrundlage für Mikroorganismen (z. B. Schimmelsporen). Diese können, außer zur Schädigung des Papiers selbst zu führen, auch die Gesundheit derjenigen gefährden, die mit den Archivalien arbeiten, sei es als Archivbenutzer/innen oder Mitarbeiter/in.

In größeren, besser ausgestatteten Archiven wird diese zeitintensive Arbeit durch Mitarbeiter/innen geleistet, die die Archivalien in separaten Räumlichkeiten unter sogenannten Sicherheitswerkbänken durch Absaugen und durch Reinigen mit einem Latexschwamm sehr vorsichtig säubern. Damit können Staub, Schmutz und auch Sporen von Mikroorganismen effektiv entfernt werden.

Deshalb sollte eine Reinigung der Archivalien eigentlich vor ihrer weiteren Bearbeitung und Verpackung unerlässlich sein. Die Geseker Archivalien des Altbestandes wurden aber im Anschluss an ihre Erstverzeichnung in den Jahren 1954/55 offensichtlich nicht systematisch und gründlich gesäubert. Dies ist jedoch kein ausschließlich Geseker Phänomen, in vielen anderen kleineren Archiven ist die Lage aufgrund von Zeit-, Personal-, Raum- und Geldmangel ähnlich. Daher hat das Land NRW neben der Entsäuerung von Archivgut die Trockenreinigung als grundsätzlich förderungswürdig erkannt und bezuschusst diese nun ebenfalls.

Nach der Trockenreinigung durch einen externen Dienstleister wird das Geseker Archivgut in neue, säurefreie Archivkartons verpackt und Anfang 2022 durch das LWL-Archivamt wieder nach Geseke zurückgebracht.

Die Maßnahme selbst, also die Reinigung und Entsäuerung des gesamten gefährdeten Geseker Archivbestandes wird sich jedoch noch über viele Jahre erstrecken.

 

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